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Pressestimmen
Inspiriert von Ida Jolles schreibt Silke Ebster, Leiterin des Stadtmuseums Bad Vöslau, an ihrem nächsten Buch.
Romanbiografie über eine beeindruckende Frau
Im Mittelpunkt des geplanten Romans, der Realität mit Fiktion zusammenfließen lässt, steht eine starke Frau, die sehr viel bewegt hat. Und die Schriftstellerin von Anfang an begeisterte. „Ida Jolles war eine mutige, sozusagen toughe und sehr starke Persönlichkeit, die mich im Rahmen meiner Recherchen für mein erstes Buch gleich in den Bann gezogen hat“, sagt Silke Ebster. Sie ist die Erfnderin der Jolles-Handtaschen, eine besondere Form von bestickten, kleinen Handtaschen, oft nicht größer als eine Geldbörse, die in den 1920er und 1930er Jahren die High Society begeisterten.
Mit diesen Täschchen gründete sie ein äußerst erfolgreiches Unternehmen, emigrierte während der Nazi-Herrschaft in die USA und schaffte es sogar, Teile ihres Besitzes nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges zurückzubekommen. Einen ersten Besuch bei der Enkelin ihrer Roman-Protagonistin in Kalifornien hat es bereits gegeben. Und da ging die Faszination gleich weiter. Der nächste Besuch wird bereits geplant.
Das Credo für das neue Werk mit der Hauptprotagonistin Ida Jolles und vielen interessanten Erzählsträngen lautet „Einzelne Puzzlesteine zusammensetzen und Lebensgeschichten wieder sichtbar machen.“ Es wird spannend: Die Lebensgeschichte einer beeindruckenden Frau und ihrer Nachfahren zu erleben.
Stadtmuseum und Fotografie
Seit 2003 leitet Silke Ebster das Stadtmuseum Bad Vöslau. Ihre Leidenschaft gilt jedoch nicht nur der Geschichte, sondern ganz besonders auch der Fotografie. Los ging es 2011 mit der ersten Spiegelreflexkamera. 2017 wurde dann das Gewerbe angemeldet. Ihre aktuellen Schwerpunkte: Die Portrait-, Paar-, Familien- und Hochzeitfotografie. Immer einzigartig. In besonderen Momenten stimmungsvoll mit viel Liebe für das Detail festgehalten.
„Ich liebe das Gegenlicht“
Ein starkes Element in ihren Arbeiten ist das Licht. „Ich liebe das Gegenlicht und habe gelernt, das Licht, die Menschen und auch die landschaftliche Umgebung besonders zu lesen“, sagt Ebster. Und das zeigt sich auch in ihren Landschaftsaufnahmen, die auf Reisen immer wieder entstehen.
Bericht & Foto: Nadja Tröstl
Silke Ebster nimmt ihre Leser mit auf spannende Zeitreise
Spuren der Persönlichkeiten konsequent gefolgt
Ausgewählt hat sie für das Buch Villen, deren Besitzer interessante Persönlichkeiten waren, die ihre Spuren in der Geschichte der Stadt hinterlassen haben. Doch auch Kommissar Zufall führte Ebster auf die Spur von ungewöhnlichen Frauen wie Ida Jolles. „Ich bin auf eine Rechnung gestoßen, da stand J.Jolles Studio darauf. Den Begriff habe ich interessant gefunden“, erläutert Ebster. Sie recherchierte weiter und stieß auf eine Lebensgeschichte, aus der normalerweise Hollywood seine Storys strickt. Ida Jolles verbreitete die Petit Point Stickerei in großem Stil, sie fertigte die Entwürfe an, nach der bis zu 20.000 Stickerinnen in Heimarbeit arbeiteten, um etwa die charakteristischen Geldbörsen herzustellen. Das Nazi-Regime zwang auch ihre Familie zur Flucht, allerdings setzte sie in Amerika ihre Arbeit fort und es gelang ihr sogar, nach dem Krieg „ihr Zeugs“, also ihr Eigentum wieder zurückzubekommen.
Schwierige Rückforderungsverhandlungen des einstigen Eigentums
Bei ihrer Recherche ist ihr klar geworden, wie menschenverachtend und zynisch bei den Rückgabeverhandlungen nach dem Zweiten Weltkrieg vorgegangen wurde. „Erst mussten die Villenbesitzer zu Preisen verkaufen, die einfach unterirdisch waren. Dann mussten die ehemaligen Besitzer mit den neuen Besitzern verhandeln, die argumentierten, sie hätten ja so viel Geld in die Erhaltung des Hauses investieren müssen und verlangten von den Vertriebenen unverschämte Preise. Die Rückgabe wurde so lange hinausgezögert wie möglich.“
Kunstsinn über Generationen vererbt
Ein schillernder Familienclan war auch jener von Sigmund Stransky. Er hatte einen unglaublichen Kunstsinn und begann im Alter von 73 Jahren noch ein Medizinstudium, das er auch fertig machte. Die künstlerische Ader hatte auch sein Enkelsohn geerbt, der 1921 in Wien geborene Ernst Goldner, der in den USA als jüdischer Vertriebener aus Österreich als Ernest Gold musikalische Weltkarriere machte – er bekam 1961 für den Film „Exodus“ den Oscar für die beste Filmmusik verliehen. Und auch dessen Sohn Andrew Gold hatte dieses Talent geerbt. Der Musiker schrieb in den 1970er Jahren den Song „Thank you for being a friend“, der in den 1980er Jahren als Titelsong der US-Serie „Goden Girls“ weltbekannt wurde.
Auch Ludwig Mandl besaß eine Villa in Bad Vöslau. Der schwerreiche Industrielle trug sich aber in die Kurlisten nie als Unternehmer, sondern stets als Privatmann ein. Der bekannteste Spross der Familie ist wohl Fritz Mandl, der letzte private Besitzer der Hirtenberger Patronenfabrik. Er machte nicht nur durch seine Geschäfte von sich reden, sondern auch durch seine Ehen. Zu seinen Frauen zählte auch Hedwig Eva-Maria Kiesler, die in Hollywood als Hedy Lamarr ein Weltstar wurde.
Alleine diese Familien würden noch ein Buch füllen. Ob es dazu kommt, verrät Silke Ebster nicht, „schauen wir einmal“, sagt die Museumsleiterin verschmitzt und lässt die Hoffnung leben, dass es doch dazu kommt.
Bericht & Foto: Judith Jandrinitsch
“Arisiert” – und für immer verloren
Geschichten hinter den Villen von Bad Vöslau.
Von Hans Werner Scheidl
Sigmund Stransky war vor dem Ersten Weltkrieg eine „große Nummer” in der Erdölindustrie. Der 1864 geborene Brün-ner schaffte es nach dem Philosphiestudi-um zum Generaldirektor der AG für Mine-ralölindustrie, vormals Fanto & Co. (das Palais Fanto am Schwarzenbergplatz erinnert daran). Schon in Pension, wurde er der älteste Medizinstudent Wiens – mit 73 Jahren promovierte er. Im November 1938 stirbt der reiche Mann in Vöslau. Hier hat er seiner großen Familie eine fashionable Villa errichten lassen. Seine Töchter verlieren aus „rassischen” Gründen den riesigen Besitz, eine Wiener Geschäftsfrau „arisiert” ihn um einen Pappenstiel; erst 1958 kommt es zum Vergleich mit den in die USA ausgewanderten Erben. Unter dem tatsächlichen Wert verkaufen sie, was der Großvater aufgebaut hat.
Ein schmerzliches Kapitel in dem spannend zu lesenden Buch Silke Ebsters, die damit die von Marie-Theres Arnbom geschaffene Reihe über bemerkenswerte österreichische Villen fortsetzt. Als Leiterin des Stadtmuseums Bad Vöslau kann sie natürlich direkt aus der Quelle schöp-fen. Denn sie hat Zugang zu vielen wichtigen Unterlagen, Bauplänen, den Vöslauer Kurlisten, dem Fotoarchiv. Weitere unerlässliche Ouellen waren das historische Grundbuch und die Urkundensammlung des Bezirksgerichts.
Viele reiche jüdische Industrielle lieBen sich zur „Gründerzeit” in der idyllischen Kleinstadt Vöslau nieder: Gute Luft, bezaubernde Landschaft, ganz nahe an der Millionenmetropole. Doch während der Nazi-Diktatur fiel all das in Scherben. Wie das Beispiel der Villa Stransky zeigt, hat nach 1945 ein jahrelanger bürokratischer Hürdenlauf begonnen, der oftmals bis in die späten 1950er-Jahre gedauert hat. Nur wenige ehemalige jüdische Vil-lenbesitzer kehren nach Bad Vöslau zurück.
Silke Ebster scheute aufwendige Recherchen keineswegs. So konnte sie Martha Carr, die Urenkelin von Sigmund Stransky, in Hollywood ausforschen. Auch über May Wale Brown war sie im Internet eher zufällig „gestolpert” – die Enkelin von Rosa Marmorek. Diese baute mit ihrem Ehemann Simon aus einer Wiener Branntweinschenke eine Likörfabrik auf und schenkte 13 Kindern das Leben. Das Vermögen ist riesig, jeder Nachkomme soll eine Villa bekommen. Als Simon mit 54 Jahren an Überarbeitung stirbt, arbeitet Rosa allein weiter, lässt allen Kindern eine glänzende Ausbildung angedeihen, stirbt 1924. Enkelin May wird in Hollwood dank exzellenter Sprachkenntnisse Script Su-pervisor bei Metro-Goldwyn-Mayer und die rechte Hand von Billy Wilder. Die Villa Marmorek aber in der Hügelgasse zu Vöslau ist längst „dem Deutschen Reich ver-fallen” 1951 wird restituiert und dann endgültig verkauft…
Sechs Wochen Seefahrt
Es sind berührende, meist traurige Ge-schichten, die sich hinter den schönen Fassaden dieser Villen abgespielt haben. Ein Drittel der erwähnten Gebäude gehörte jüdischen Besitzern. Viele kamen im KZ um, wenn sie in Österreich blieben, weil sie sich unangreifbar fühlten. Viele andere opferten all ihren Besitz, um zu flüchten – so weit wie irgend möglich: nach New York, nach Kanada, eine Familie ans andere Ende der Welt, folgerichtig nach Neuseeland. Für die Familie Feuerer, die mit Mandi verwandt war, dauerte die Überfahrt sechs Wochen. Hitlers langer Arm reichte damals weit, bis zu den Aus-wandererschiffen, die ihm noch Devisen eintrugen …
Der Blick beim Fenster hinein.
Bericht & Foto von Wolfgang Gams
Silke Ebster stellte ihr Buch über die Vöslauer Villen vor
BAD VÖSLAU. Gemeinsam mit ihrer guten Freundin Marie Theres Arnbom stellte die Leiterin des Stadtmuseums Bad Vöslau, Silke Ebster, am Dienstag (20. Juni) ihr erstes Buch vor. Es ist den Villen von Bad Vöslau gewidmet und erzählt vor allem die Geschichten von deren Besitzern.
Bei der Präsentation gaben die beiden Frauen, die das Forschen in der Vergangenheit schon seit Studienzeiten verbindet, auch einen Einblick in die Arbeitsweise. Beide trugen bei der Präsentation eigens angefertigte Ohrringe, die ihre Villenbuch-Cover zeigen.
Villen-Bücher im Amalthea Verlag
Arnbom hat selbst schon einige Villen-Bücher für den Amalthea-Verlag geschrieben, unter anderen auch über die Villen von Baden. Silke Ebster wiederum hat sich 1996 im Zuge ihrer Dissertation schon mit den Vöslauer Villen befasst. Das damals Erforschte hat sie nun im letzten Jahr wieder aufgegriffen und zu einem abwechslungsreichen und sehr lebendigen Vöslauer Villenbuch verarbeitet. “Man beginnt die Arbeit an einer konkreten Villa meist mit dem Grundbuch”, erläutert Arnbom. “Man sieht, ob ein Haus oftmals verkauft wurde, ob es lange in Familienbesitz war. Daran knüpfen sich dann die ersten Fragen.” Weitere Recherchen führen dann häufig in alte Zeitungsarchive, ins Internet und oftmals führt auch der Zufall Regie und man erfährt tragische oder kriminalistische Hintergründe.
Viel interessante Frauengeschichte(n)
So bekam Silke Ebster zum Beispiel Kontakt zur Enkelin von Villenbesitzerin Ida Jolles, die eine Seidenstickerei mit 20.000 Beschäftigten leitete und sich erfolgreich mit den Nazis anlegte. “Eine hollywoodreife Story”, so Silke Ebster.
Interessant auch die sportlichen Ambitionen der Gabriele Schlumberger, die unter einem Pseudonym 1915 an einer Art Schlitten-Wettrennen am Semmering teilnahm und dabei die zehn besten Männer abhängte. “In einem digitalen Zeitungsarchiv fand ich ein Interview mit der Siegerin, in dem sie die absolute Ruhe beim Lenken des Gefährts als Erfolgsrezept präsentierte”, so Silke Ebster.
Es gibt aber auch die Geschichte der Celine de Marion, die der Spielsucht verfiel, ihre von ihrem Mann für sie erbaute Villa Schönfeld in der Schlumbergerstraße verkaufen musste und verarmt in einem Welser Armenhaus starb. Angeblich soll sie in der Gruft ihres Mannes Freiherr von Schönfeld am Vöslauer Friedhof bestattet sein (Jedenfalls wurde der Transport ihrer Leiche von Wels nach Bad Vöslau privat bezahlt). Doch weder am Grabstein noch in den Grabunterlagen findet sich ein Hinweis.
Villenführungen mit Silke Ebster
Viele der im Buch beschriebenen Villen stehen noch und beeindrucken mit ihren prächtigen Fassaden, so etwa die Villa Stransky, die von Otto Wagner erbaut wurde und der Familie Stransky von den Nazis weggenommen wurde. Silke Ebster bietet auch Stadtführungen zu den Vöslauer Villen. Sie folgen den drei Wegen, die auch im Buch vorgestellt werden. Weg 2 wird am 7. Juli begangen. Karten bei der Touristinfo 02252/76161-545.
Das Buch kann im Stadtmuseum aber auch in der Buchhandlung Kuli in Bad Vöslau und in allen Buchhandlungen sowie im Internet erworben werden.
Viel Stadtprominenz im Publikum
Eine gute Dreiviertelstunde war Silke Ebster nach der Präsentation mit dem Signieren beschäftigt. Unter den begeisterten Zuhörern war auch Ulrike Scholda, Museumsdirektorin aus Baden, Anwältin Katharina Braun, Bürgermeister Christian Flammer, Bürgermeister a.D. Christoph Prinz, Fremdenverkehrsvereins-Obfrau Maria Haarhofer, Museumsmitarbeiter und Seekuh Linda-Entdecker Gerhard Wanzenböck, Stadträtin Anita Tretthann und viele mehr.
Und warum die Vöslauer Villen Silke Ebster so begeistern? Sie ist selbst in einer Villa großgeworden, und zwar in der Carolinenvilla in der Florastraße. “Im Sommer war es dort ganz toll”, erinnert sie sich. “Im Winter war das Heizen mühsam, wir mussten – wie damals üblich – Öl und Kohle zum Heizen aus dem Keller nach oben tragen.” Das war auch der Grund, warum viele Vöslauer Villen vorwiegend im Sommer bewohnt waren, während ihre reichen Besitzer im Winter die Infrastruktur der nahen Großstadt Wien bevorzugten.
Text & Foto: Gabi Stockmann